V/A: Exploitation

Soundtrack für den Film von EDWIN BRIENEN

Genre: Electro
Verlag: Enfant Terrible

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Kategorie: Rezension
Erstellt: 15.12.2012
Wörter: 464
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EDWIN BRIENEN ist ein niederländischer Ex-Radiomoderator und Underground-Regisseur, der hin und wieder mit ausgefallenen, teils extremen Filmen an die Öffentlichkeit geht, der aber auch mal Musikvideos für zum Beispiel RUMMELSNUFF dreht, der dann quasi als Gegenbesuch auch prompt einen Auftritt in BRIENENs Film „Exploitation“ hat. Der Soundtrack für eben diesen Film – übrigens ohne RUMMELSNUFF – wurde nun auf dem niederländischen Label ENFANT TERRIBLE als Doppel-Vinyl veröffentlicht, wodurch schnell klar werden dürfte, dass man es hier weder mit der üblichen Film-Plastiksymphonie noch mit einem von hippen Indie-Rock-Bands bevölkerten Sampler zu tun hat. Vielmehr wird hier eine gehörige Packung aus verwaschener Elektronik, Angst Pop, Minimal-Elektronik und Industrial-Anleihen kredenzt. Dabei treten natürlich auch einige Bands in Erscheinung, die üblicherweise mit dem Label in Verbindung zu sehen sind wie EUROP EUROP, DISTEL oder SOLOLUST. 

Gerade EUROP EUROP, die erst kürzlich mit „Mellowharsher“ (Besprechung) von sich reden machten, tragen mit ganzen vier der sechzehn Stücke eine Hauptlast dieses Samplers. Dem Konzept eines Soundtracks ist es allerdings geschuldet, dass es einen gewissen Anteil von instrumentalen Werken gibt, die dazu auch einmal etwas länger ausfallen können. Wer also nur auf den kurzen Minimal-Elektro-Kick aus ist, wird hier wohl eher enttäuscht werden. Das Spektrum der Musik ist, wie schon erwähnt, breiter gefasst. NEUGEBORENE NACHTMUSIK bieten mit „Cookie Jar“ und „Han Dog“ zum Beispiel längere teils eher im Dark Ambient zu verortende Musik mit leichten Chören oder luftiger Elektronik, die sich aber leider nicht wirklich festsetzt. EUROP EUROP liefern dagegen verwaschenen Angst-Pop mit analogen mäandernden Sounds und Orgelklängen sowie tonloser männlicher Stimme („Affection Addict“) oder wahlweise mit weiblichem Sirenengesang und zerrissener Elektronik in dessen Hintergrund eine verrauschte Akustikgitarre erklingt („Harsh Love“). Aber auch eher unspektakuläre, analoge Soundspielereien wie „Hard Scores“ bis hin zu experimentellen, kantigen Elektronik-Experimenten („Stormy Pacific“) hat die Band im Repertoire. Herausheben könnte man zudem ein Stück wie „Mass“ von NIHILTRONIX, das mit strengen Beats, analoger Subbass-Sequenz und effektbearbeiteter Stimme kühle, analoge Atmosphäre versprüht. Oder das elektronisch, wavige, behutsam-eingängige „Fall“ von DISTEL sowie den groovigen Minimal-Track „Mars En Train“ von THE SPECTROMETERS. Eher klangliche Außenseiter aber dennoch interessant sind dagegen das doch recht modern, rhythmische „Accepting Transmissions“ von FORMER DESCENT, das Anleihen an einen Act wie GEISTFORM erkennen lässt, sowie das schwüle, schleppende, wegen des Akustikgitarreneinsatzes nach düsteren ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO klingende, ebenfalls instrumentale „Swamp Thing“ von EMBERS.
 
Letztlich gibt es einiges zu entdecken, sodass für Abwechslung ohne Frage gesorgt ist und man nicht besorgt sein muss, dass der Soundtrack ohne Film nicht funktioniert. Sehr eingängig oder Hit-konzentriert ist das Ganze allerdings auch nicht ausgefallen. Es dominieren die zerrissenen elektronischen Strukturen, die wie hinter einem Nebel liegenden, manchmal schwer zu packenden Klänge. Die surreale auch mal verstörende Atmosphäre. Dabei zündet nicht ausnahmslos jedes Stück, aber das Gesamtbild kann sich sicher mehr als sehen lassen.