Warum ich die Besprechung der vorliegenden CD so lange vor mir hergeschoben habe, ist schwer zu sagen. Denn ehrlicherweise muß gesagt werden, daß es zu "Golevka" recht wenig zu schreiben gibt. Machen wir es also kurz.
Das Schweizer Label Shayo wagt sich mit der vorliegenden CD auf das Gebiet des Postrock vor, ein Metier, welches insbesondere von Constellation Records aus Kanada mit seinen Gruppen Godspeed you! Black Emperor und A Silver Mt. Zion bedient wird. The Evpatoria Report klingen dann auch fast genauso wie die Kultbands aus Nordamerika. Dazu ein wenig Mogwai, jene wunderbare Band von der britischen Insel, und schon sollte für Freunde der genannten Gruppen klar sein, daß man hier wenigstens mal ein Ohr riskieren sollte, denn das Können der Band steht den anderen in nichts nach. Wo sind aber die Anknüpfungspunkte für den braven Neofolker, der es am liebsten ganz einfach aber doch ein wenig provokativ hat, den musikalisches und künstlerisches Unvermögen weit weniger stören als das Fehlen eines dubiosen Images? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten, ja ich fürchte fast das es überhaupt eine befriedigende Antwort darauf gibt. Shayo ist eben kein 0-8-15 Label und für all jene, denen Musik mehr ist, als nur Akustikgitarre, Runen und geklaute Filmmusiken, bietet sich in der Tat eine ein freudiges Hörerlebnis. Da stört es wenig das die 6 Lieder alle ein wenig ähnlich aufgebaut sind, sie bieten als solches schon Abwechslung genug. Ganz langsam und leise schleichen sich die Klänge in die Ohren, mal sind es Funksamples, mal Streicher oder leicht angeschlagene Gitarren, die den Ton der Saite bis zum letzten Funken auskosten. Irgendwann beginnt dann das reinigende Gewitter, der tosende Sturm. Wälle des Klangs zorniger Gitarren fegen kraftvoll und mitreißend über einen hinweg. So schwankt das Album zwischen einer melancholischen Stille und intensiven Böen. Es ist ein packendes und faszinierendes Ganzes. Gespannt bin ich auf das Livekonzert der Band, welches zusammen mit In Gowan Ring am 3. September in Jena stattfinden wird. Godspeed you! welche musikalisch wirklich sehr ähnlich sind, überzeugten mich live noch mehr als auf Platte. Doch haben sie ein schlüssiges visuelles und inhaltliches Konzept, daß mit einem deutlichen (politischen) Anliegen einhergeht. Bei The Evpatoria Report ist ein solches Anliegen nicht erkennbar, Musik und Artwork der schönen und handgemachten CD-Verpackung stehen hier nur für sich selbst. Stephan Pockrandt für Lichttaufe.com Verweise zum Artikel: » The Evpatoria Report » Shayo » The Evpatoria Report live in concert
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